皆さん、こんにちは。
Minasan, konnichiwa!
Mein letzter Blogeintrag ist mitlerweile anderthalb Jahre her. Und schon damals war ich bereits zurück in Deutschland, habe aber nie eine endgültige Bilanz gezogen. Mittlerweile denke ich nicht mehr viel über meine Zeit in Japan nach, bestimmte Dinge von damals begleiten jedoch immernoch meinen Alltag und haben einen großen Einfluss auf mich.
Und diese Dinge würde ich gerne mit euch teilen.
Was hat mir das Austauschjahr gebracht? Nun ja, es sind viele, kleine Dinge. Wahrscheinlich für andere eher weniger nachvollziehbar.
Zum besseren Verständnis würde ich gerne aus meiner Erinnerung von meiner Rückkehr aus Japan berichten. Es war der 5te Januar, als ich in den Shinkansen stieg und unter Tränen meine Gastfamilie verabschiedete. Am Flughafen gab es erstmal ziemlich Stress, da wir spät dran waren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch sehr abgelenkt von den anderen Austauschschülern, doch als ich erstmal im Flugzeug neben einer Freundin saß kam alles hoch. Sie erzählte, dass sie nächstes Jahr nach Japan zurückkehren würde um alle zu besuchen. Ich jedoch habe erst in diesem Moment realisiert, dass ich meine Gastfamilie und Freunde wohl nie wieder sehen werde. Und das wurde mir noch schmerzhafter bewusst, als ich die Abschiedsbriefe und Alben von meinen Freunden las. Man, mir kommen immernoch die Tränen wenn ich mir heute die Sachen erneut ansehe. Aber genug davon.
In Deutschland angekommen, erkannte ich meine Eltern kaum wieder. Sie haben sich angefühlt wie Fremde und wollten sich mit mir unterhalten, aber irgendwie viel es mir schwer Deutsch zu sprechen. Schon alleine die Fahrt auf der Autobahn ruinierte mir die Stimmung, alles wirkte so kalt und grau. Zum Glück konnte ich noch eine Woche zuhause bleiben bevor ich zurück in die Schule musste. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich die ganze Zeit einfach nur depressiv verstimmt war und ständig mit meiner Gastfamilie und Freunden telefoniert habe. Dazu kam noch ein unglaubliches Mitteilungsbedürfnis was Japan angeht, ich konnte nicht aufhören über Japan zu reden und nervte alle bis ins Unermessliche.
Denn ich wollte einfach nicht, dass es vorbei ist. Ich konnte es einfach nicht realisieren. Zum Leiden meiner Mitmenschen, am Anfang waren sie zwar noch neugierig und nett aber nach ein paar Monaten einfach nur genervt von mir. Ab dem Punkt merkte ich, dass ich einfach mit Japan abschließen musste und mich wieder in Detuschland einleben musste.
Und das habe ich auch. Bis auf eine Sache. Nämlich Kendo. Ich habe in Berlin einen super Verein gefunden, wo ich Leute traf die genau gleich gesinnt waren. Und die meine Japan Geschichten liebend gerne hören wollten. Kendo ist der Teil der mir vom japanischen Leben noch geblieben ist. Und heute immernoch eine große Rolle in meinem Leben spielt. Mittlerweile betreibe ich Kendo als Leistungssport und bin sogar im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Dort habe ich auch wunderbare Menschen kennengelernt die mein Leben um so viel besser machen.
Ab und zu koche ich noch japanisch, sehe mir japanische Serien an oder verfolge generell weiterhin Traditionen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Ich träume sehr oft von Japan und habe definitiv den Wunsch, eines Tages mal zurückzukehren. Dann aber definitiv nicht alleine. Also, falls irgendwer Lust hat mitzukommen meldet euch gerne bei mir 😀
Generell habe ich nach Japan meinen kompletten Freundeskreis einmal ausgetauscht. Denn ich habe mich verändert, meine alten Freunde aber nicht. Ich bin selbstbewusster, sozialer und lockerer geworden. Vor Japan war ich zugebenermaßen einfach nur verklemmt und überheblich. Ich bin so froh, mich geändert zu haben, denn jetzt weiß ich wer ich eigentlich bin und kann mein Leben viel mehr genießen. Und genau das ist es, was mir das Austauschjahr gebracht hat. Eine großartige, persönliche Entwicklung für die ich unendlich dankbar bin.
In diesem Sinne möchte ich jedem danken, der mich auf meiner Reise begleitet und unterstützt hat. Ich kann jedem nur empfehlen, diese Erfahrung selbst einmal zu machen.