Finale Bilanz – was ich aus Japan mitgenommen habe

皆さん、こんにちは。

Minasan, konnichiwa!

Mein letzter Blogeintrag ist mitlerweile anderthalb Jahre her. Und schon damals war ich bereits zurück in Deutschland, habe aber nie eine endgültige Bilanz gezogen. Mittlerweile denke ich nicht mehr viel über meine Zeit in Japan nach, bestimmte Dinge von damals begleiten jedoch immernoch meinen Alltag und haben einen großen Einfluss auf mich.

Und diese Dinge würde ich gerne mit euch teilen.

Was hat mir das Austauschjahr gebracht? Nun ja, es sind viele, kleine Dinge. Wahrscheinlich für andere eher weniger nachvollziehbar.

Zum besseren Verständnis würde ich gerne aus meiner Erinnerung von meiner Rückkehr aus Japan berichten. Es war der 5te Januar, als ich in den Shinkansen stieg und unter Tränen meine Gastfamilie verabschiedete. Am Flughafen gab es erstmal ziemlich Stress, da wir spät dran waren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch sehr abgelenkt von den anderen Austauschschülern, doch als ich erstmal im Flugzeug neben einer Freundin saß kam alles hoch. Sie erzählte, dass sie nächstes Jahr nach Japan zurückkehren würde um alle zu besuchen. Ich jedoch habe erst in diesem Moment realisiert, dass ich meine Gastfamilie und Freunde wohl nie wieder sehen werde. Und das wurde mir noch schmerzhafter bewusst, als ich die Abschiedsbriefe und Alben von meinen Freunden las. Man, mir kommen immernoch die Tränen wenn ich mir heute die Sachen erneut ansehe. Aber genug davon.

In Deutschland angekommen, erkannte ich meine Eltern kaum wieder. Sie haben sich angefühlt wie Fremde und wollten sich mit mir unterhalten, aber irgendwie viel es mir schwer Deutsch zu sprechen. Schon alleine die Fahrt auf der Autobahn ruinierte mir die Stimmung, alles wirkte so kalt und grau. Zum Glück konnte ich noch eine Woche zuhause bleiben bevor ich zurück in die Schule musste. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich die ganze Zeit einfach nur depressiv verstimmt war und ständig mit meiner Gastfamilie und Freunden telefoniert habe. Dazu kam noch ein unglaubliches Mitteilungsbedürfnis was Japan angeht, ich konnte nicht aufhören über Japan zu reden und nervte alle bis ins Unermessliche.

Denn ich wollte einfach nicht, dass es vorbei ist. Ich konnte es einfach nicht realisieren. Zum Leiden meiner Mitmenschen, am Anfang waren sie zwar noch neugierig und nett aber nach ein paar Monaten einfach nur genervt von mir. Ab dem Punkt merkte ich, dass ich einfach mit Japan abschließen musste und mich wieder in Detuschland einleben musste.

Und das habe ich auch. Bis auf eine Sache. Nämlich Kendo. Ich habe in Berlin einen super Verein gefunden, wo ich Leute traf die genau gleich gesinnt waren. Und die meine Japan Geschichten liebend gerne hören wollten. Kendo ist der Teil der mir vom japanischen Leben noch geblieben ist. Und heute immernoch eine große Rolle in meinem Leben spielt. Mittlerweile betreibe ich Kendo als Leistungssport und bin sogar im Kader der deutschen Nationalmannschaft.  Dort habe ich auch wunderbare Menschen kennengelernt die mein Leben um so viel besser machen.

Ab und zu koche ich noch japanisch, sehe mir japanische Serien an oder verfolge generell weiterhin Traditionen aus dem Land der aufgehenden Sonne.  Ich träume sehr oft von Japan und habe definitiv den Wunsch, eines Tages mal zurückzukehren. Dann aber definitiv nicht alleine. Also, falls irgendwer Lust hat mitzukommen meldet euch gerne bei mir 😀

Generell habe ich nach Japan meinen kompletten Freundeskreis einmal ausgetauscht. Denn ich habe mich verändert, meine alten Freunde aber nicht. Ich bin selbstbewusster, sozialer und lockerer geworden. Vor Japan war ich zugebenermaßen einfach nur verklemmt und überheblich. Ich bin so froh, mich geändert zu haben, denn jetzt weiß ich wer ich eigentlich bin und kann mein Leben viel mehr genießen. Und genau das ist es, was mir das Austauschjahr gebracht hat. Eine großartige, persönliche Entwicklung für die ich unendlich dankbar bin.

In diesem Sinne möchte ich jedem danken, der mich auf meiner Reise begleitet und unterstützt hat. Ich kann jedem nur empfehlen, diese Erfahrung selbst einmal zu machen.

Peinlichkeiten in Japan

こんにちは!

(Vervollständigung eines Beitrages, welchen ich bereits in Japan angefangen aber noch nicht veröffentlicht hatte)

Heute mal ein etwas anderer Eintrag – zumindest mit einem anderem Thema als sonst. Es geht darum, was mir schon alles peinliches in Japan passiert ist. Da Japan bekanntlich ein Land mit extrem vielen Verhaltensregeln ist, kann man da als Ausländer schon sehr viel falsch machen! Gerade ich, wo ich schon in Deutschland eine Menge falsch gemacht habe. So hat sich schon jetzt nach (schon!) 4 Monaten in Japan eine Menge an Erlebnissen angesammelt, die ich mit euch teilen möchte, bevor ich sie wieder vergesse.

– Wenn ich dem Verkäufer (typisch Deutsch) das Geld in die Hand geben wollte, dieser mich jedoch verwirrt anstarrt, da man in Japan das Geld in die vorgesehene Schale legt

– Wenn ich mal wieder zu blöd war, die Sojasoße richtig zu dosieren und meine Kleidung damit ruiniere

– Als ich meine Vorstellungrede hielt, und schon bevor ich etwas gesagt habe husten musste

– Als ich bei der Meditation beim Kendo die Augen nicht zugemacht habe, und mein Sensei es erst beim dritten Mal bemerkt hat

– Als ich bei der Abschiedsrede vor allen Menschen geweint habe

– Als mich Sensei beim Kendo gegen die Wand geschmissen hat und ich alle aufgehängten Schwerter runtergeschmissen habe

– Als ich bei McDonald’s auf die Frage „war das alles bei Ihnen?“ mit „Ich möchte bitte hier essen“ geantwortet habe

(wird ergänzt falls mir noch etwas einfällt)

So peinlich diese Momente auch waren, je mehr ich mich bereits eingewöhnt hatte, desto weniger wurden sie. Und im Nachhinein fand ich sie wirklich echt lustig.

またね!

ー Alina

Ausflug nach Kyoto

Ich war ja schon einmal in Kyoto, habe aber zu diesem Zeitpunkt nichts wirklich gesehen. Meine Gastmutter wusste schon von Anfang an, dass ich einmal den berühmten Kinkaku-ji sowie den Fushimi Inari Taisha Schrein – mit den berühmten Toren sehen wollte. Sie selbst war auch noch nie da, weshalb sich der Ausflug auch relativ schnell organisieren ließ.

Leider hatte ich warscheinlich zu hohe Erwartungen, denn aufgrund der Menschenmassen hat man nicht so viel gesehen. Es waren auch ungewohnt viele Ausländer da, von denen man in meiner Präfektur ja keine sieht. Dennoch, es war einfach beeindruckend, das Alles mal in Echt zu sehen.

Meine Kinkaku-ji Eintrittskarte. Sie war einfach so schön, dass ich sie aufheben musste.

Es stand sogar alles auf Englisch da, und meine Gastfamilie hat mich ständig gefragt: „Wie spricht man das aus? Steht da das Gleiche wie im Japanischen Text?“ Meine Gastmutter hat sich dann angefangen, über die unwissenden Ausländer zu beschweren, und ich wollte schon fast mitmachen, bis mir eingefallen ist, dass ich selber nicht von hier komme…

Ich fand ihn von weitem schöner als von Nahem – man beachte die riesige Menschenmenge auf der anderen Seite des Ufers.

Danach sind wir noch zum Fushimi-Inari gefahren, auch bekannt als der Schrein mit den tausend roten Toren. Es war zwar anders als erwartet (Touristen! Überall!), jedoch bin ich froh, einmal dort gewesen zu sein.

Kendo, Kendo, Kendo…

(August 2018, Shiga, Japan)

Hey, heute wollte ich erzählen, was ich die ganze Zeit eigentlich so mache. Und die Überschrift sagt es eigentlich schon, jedoch wollte ich gerade, da die meisten warscheinlich nicht wissen was Kendo ist, nochmal darüber schreiben.

Ich habe mich ganz bewusst für Kendo als Schulclub entschieden, da es wirklich eine einmalige Gelegenheit ist einen traditionellen japanischen Sport in Japan zu lernen. Kendo hat eine relativ flache Lernkurve und als Anfänger kann man noch nicht so viel mitmachen. Jedoch übt man bereits ab dem ersten Training mit dem Shinai (ein Bambusschwert). Da ich erst lernen musste mich „kendomäßig“ zu bewegen, bestand die erste Woche eigentlich nur aus Schrittübungen.

(Dieses Bild zeigt mich und den anderen Anfänger beim ersten Training. Mittlerweile trage ich jedoch auch die traditionelle Kendokleidung und mache bei den anderen mit)

Eine Trainingseinheit beginnt damit, das Dojo zu putzen, die Fenster zu öffnen und gegebenfalls die Ventilatoren anzustellen, falls es sehr heiß ist. Danach legt jeder sein Tare (Lendenschutz) und Do (Oberkörperschutz) an. Ich und der andere Anfänger legen nur diese an, denn wir sind noch nicht gut genug um die ganze Rüstung tragen zu können.

Hier mal ein Bild, wo alle Tare und Do tragen. Ich trainiere mit den Sachen die ich auf dem Bild trage.

Nachdem jeder sein Men (Kopfschutz) sowie Kote (Handschuhe) abgeleget hat, machen alle zusammen Suburi (Grundübungen)

(Auf diesem Bild bin ich nicht drauf, da ich damals die Suburi noch nicht mitgemacht habe)

Der älteste Schüler (12. Klässler, als Senpai) macht dabei vorne die Übungen vor und ruft auf Japanisch 1,2,3,4 (ichi ni san shi!) und alle anderen antworten mit 5,6,7,8 (go roku shichi hachi!) während man die Übungen macht. Ich persönlich hasse besonders die hayai suburi (schnelle Suburi)

Nachdem das erledigt ist, setzen sich alle in einer festgelegten Rangfolge in den sogenannten Seiza, meditieren, vorbeugen sich in einer festgelegten Reihenfolge und hören sich eine Ansprache des Sensei (Lehrer) an.

(Da diese Bild ziemlich alt ist, trage ich noch nicht die Kendo-Kleidung)

Danach geht es möglichst schnell zu dem Platz an dem man seine Rüstung (Bogu) abgelegt hat zurückzusprinten und so schnell wie möglich Men (Helm) und Kote (Handschuhe) anzulegen. Da ich aber noch nicht die volle Ausrüstung trage, fällt dieser Schritt für mich weg.

Dennoch darf ich bereits bei den Rüstungsträgern mittrainieren und die Grundschläge üben. Ich hoffe darauf, bald richtig mitmachen zu dürfen.

またね!

Alina

Trip nach Hikone

Jeder kennt doch bestimmt die wunderschönen Schlösser in Ehime. Als ich nach Japan gekommen bin, hatte ich mir auch fest vorgenommen, einmal hin zu fahren. Da die Ehime Präfektur jedoch sehr weit entfernt ist und, wie meine Gastmutter erzählte – auch sehr viele Touristen da sind, fuhren wir nach Hikone, wo es auch ein sehr schönes Schloss gibt. Hikone liegt auch in meiner Präfektur, ganz nah am Biwa-See.

Bevor ich nach Japan gekommen bin, hatte ich ganz andere Vorstellungen von „Schlössern“, diese fallen hier in Japan eher klein aus. Nachdem wir erstmal gefühlt stundenlang einen Berg hochgewandert sind (wobei meine Gastschwester nicht mitgekommen ist, weil sie Höhenangst hat), konnte man endlich das Schloss erkennen.

Es war wirklich nicht sehr groß, jedoch ist der japanische Baustil echt wunderschön.

Man hatte von dem Berg aus auch eine super Aussicht über die Shiga Präfektur.

Leider konnte ich im Inneren des Schlosses keine Fotos machen, es war jedoch leer und die Treppen waren sehr steil, so dass ich für das Herauf/Hinabgehen sehr lange gebraucht habe.

Danach sind wir noch in einen typischen japanischen Garten, angeschlossen an ein Haus gegangen.

Als Mittagessen gab es 親子丼 (oyakodon), was Reis mit einem Topping aus Ei und Hähnchen ist. Als Beilage gab es Ramen und Salat.

Wir haben dann noch – typisch Japanisch – Matcha getrunken und Süßigkeiten gegessen.

Die Stadt Hikone ist sehr schön, es gibt viele Japanische Gebäude, Tempel usw.

Zum Abschluss habe ich das erste Mal Matcha Eis gegessen, und herausgefunden, dass es nicht so mein Ding ist.

Das war es für heute, also dann,

またね!

Trip nach Kobe

Mann, ich bin eine miese Bloggerin. Ich habe schon so viele Ausflüge gemacht, aber schreibe kaum darüber, deshalb schreibe ich jetzt über Ausflüge, die ein bisschen länger her sind…

Im April bin ich zusammen mit meiner Klasse nach Kobe gefahren. Ja, Kobe, die Stadt aus der das beste Fleisch der Welt kommt. Auf der ca. anderthalb stündigen Busfahrt konnten wir auch die wunderschöne Berglandschaft der Shiga Präfektur sehen:

In Kobe angekommen, machten wir erstmal zusammen eine Menge Fotos.

Ich bin dann zusammen mit meinen Freundinnen in das Essensviertel von Kobe (南京町、nankinmachi) gegangen.

Dort habe ich leckere chinesische Teigtaschen (gyoza) sowie Kobe Rind gegessen. Ja, richtig, das berühmte Kobe Rind. Ich habe Kobe Rind Sushi gegessen, was umgerechnet ca. 15 Euro gekostet hat (1 Stück!). War zwar lecker, jedoch doch schon etwas zu teuer…

Danach sind wir zu Kobes Animate Store gegangen (der Grund, weshalb wir uns extrem auf Kobe gefreut haben) Ich habe einen Manga (君の名は、Kimi no na wa) sowie ein Kuscheltier gekauft. Mit meinen Freundinnen habe ich dann noch „Purikura“ (japanische Bilder am Fotoautomaten) gemacht, welche ihr unten sehen könnt.

Leider konnten wir aufgrund des Zeitmanagels nicht viel von Kobe sehen, jedoch war es schon eine tolle Erfahrung!

Also dann,

またね!

Mein Alltag

Hey, heute erzähle ich euch mal etwas über meinen (Schul-)Alltag. An Schultagen stehe ich um 7 Uhr auf – an allen anderen um 6:40 Uhr. Dann gehe ich erstmal ins Bad, ziehe meine Schuluniform an und esse Frühstück. Dieses besteht meistens aus Toast mit Erdbeermarmelade – aber nicht so wie wir es in Deutschland kennen. Japanisches Toastbrot ist sehr viel größer und dicker, und man röstet es in der Mikrowelle.

Danach gehe ich – je nachdem ob meine Gastschwester verschlafen hat – alleine oder mit ihr aus dem Haus zum Sakuragawa Eki, dort wo die Bushaltestelle ist. Mit dem Bus fahre ich dann circa 40 Minuten zum Omihachiman Eki, und je nachdem nehme ich dann nochmal einen Bus zur Schule oder laufe circa 20 Minuten hin.

In der Schule angekommen gehe ich in meinen Klassenraum (2-4), wo ich erstmal auspacke und mit meinen Freunden rede, bis die Schule anfängt. Der japanische Schulalltag beginnt meistens mit einem SHR (Short Homeroom), in dem der Homeroom-Sensei (sowas wie der Klassenlehrer) in den Raum kommt und Organisatorisches geklärt wird. Generell hat man in Japan so gut wie alle Fächer im Klassenraum, das man mal woanders hin muss kommt sehr selten vor. Nach dem SHR gibt es noch eine kurze Pause und die erste Schulstunde beginnt. Nach 3 Schulstunden (50 Minuten pro Stunde) mit kurzen Pausen dazwischen, gibt es eine längere Mittagspause, in der man mit seinen Freunden die Tische zusammenrückt und gemeinsam mitgebrachtes Essen (Obento) isst. Hier mal ein paar Bilder von dem (wirklich leckeren) Obento meiner Gastmutter:

Nach dem Mittagessen hat man dann noch 3 Schulstunden und einen weiteren Short Home Room. Um 15:30 geht es dann in die „部活(Bukatsu)“- Schulclubs. Diese reichen vom Baseball bis zum Teezeromie Club – für jeden ist etwas dabei. Ich habe mich für Kendo – japanischer Schwertkampf – entschieden und habe deshalb jeden Tag Club, auch am Wochenende. In den Schultagen geht mein Club bis 18:30 und beginnt damit, das Dojo zu putzen. Dazu nimmt man sich einen Haufen Zeitungen, zerknüllt ihn und macht ihn in einem Wassereimar nass. Danach zupft man vom entstanden Klumpen kleine Stücken ab und verteilt sie auf dem Boden. Diese fegt man dann gleichmäßig durch die Halle, bis man sie am Ende wieder aufsammelt. Wenn das erledigt ist, legen alle (bis auf die Neuanfänger natürlich) ihren traditionellen Hakama an und man wärmt sich gemeinsam auf. Dazu gehören unter anderem verschiedene Schläge mit unterschiedlichen Schwertern. Nach dem Training wischt man das Dojo nochmal – aber auf japanische Art. Man rennt mit einem Lappen kniend über den Boden. Anschließend verabschiedet man sich vom Sensei und untereinander.

Damit endet mein Schultag um ca. 18:30 und ich nehme den Bus nach Hause, so dass ich um ca. 20 Uhr da bin. Nach dem gemeinsamen Abendessen gehe ich dann meistens als erste baden, damit ich früh schlafen kann. So sieht mein Alltag in der Woche aus.

Am Wochenende jedoch, stehe ich um 6:40 auf, esse Frühstück und nehme wieder den Bus zur Schule, denn ich habe Club. Dieser geht am Wochende von 8:30 bis 12 Uhr (aber meistens länger). Da ich dann meistens fix und fertig heimkehre, mache ich erstmal Mittagsschlaf. Den restlichen Tag verbringe ich zuhause mit meiner Gastfamilie.

So, dass zu meinem Alltag, also dann:

またね!

Die ersten Schultage

Hallo, tut mir leid, dass ich mich schon wieder nicht gemeldet habe. In der letzten Woche ist einfach zu viel passiert. Letzte Woche Montag ging es für mich zum ersten Mal in die Schule. Es war das erste Mal, dass ich in einer Schuluniform rausging, was ziemlich ungewohnt für mich war.

Ich bin dann zusammen im Bus mit meiner Gastschwester in die Schule gefahren,und schon dort wurde ich angestarrt. Man hört aus allen Ecken bloß „süß“, „cool“, oder: „ob sie wohl Amerikanerin ist?“ Danach ging ich ins Lehrerzinmer wo ich gleich von Fukao-sensei (der Lehrer der mich betreut) empfangen wurde) Ach ja, Fukao-sensei… Ich werde später nochmal über ihn schreiben😂 Jedenfalls habe ich mich dann der versammelten Lehrerschaft vorgestellt und meiner Homeroom-Lehrerin (sowas wie der Klassenlehrer) Tsuji-sensei kennengelernt. Sie ist Japanischlehrerin. Danach habe ich mich noch ein Weilchen mit meiner Gastschwester unterhalten, bis es zur Eröffnungszeromie ging, die in der Turnhalle stattfand. Normalerweise bringen alle Schüler zu diesem Zweck ihre Turnschuhe mit – wovon ich natürlich nichts wusste, weshalb ich in viel zu kleinen, grünen Schlappen in die Turnhalle musste. Da ich und meine Gastschwester etwas zu spät waren – haben sich natürlich alle zu uns umgedreht. Ich musste mich dann zusammen mit Fukao-sensei an den Rand stellen und die endlos lange Zeromie durchhalten. Die restlichen Schüler durften sitzen, und die Aufregung hat mich echt gequält. Dazu kam, dass es extrem kalt war und ich nur im Rock meiner Schuluniform da stand. Das hat mir meine Rede nicht unbedingt erleichtert… im Nachhinein würde ich diese als totalen Reinfall bezeichnen. Nach der ganzen Zeromonie sind dann alle in ihre Klassen zum LHR (long home room) gegangen, wo dann gefühlte tausend an Kopien verteilt wurden. Echt, was Arbeitsblätter usw. angeht sind Japanische Schulen extrem schlimm. Danach ging es dann schon um 12 nach Hause.

Am Dienstag war ich dann etwas unsicher mit wem ich reden soll, und habe mich an meine Gastschwester gehalten, mit deren Freundinnen ich dann auch Mittag gegessen habe. In Japanischen Schulen schiebt man zum Mittag die (Einzel)Tische zusammen und packt seine Obento (Lunchbox) aus. Meine Gastmutter macht echt richtig tolles Obento – ich freue mich jeden Tag aufs neue darüber.

Mittwoch sollte ich dann in die Bibliothek gehen und lernen(weil alle anderen Tests schreiben), aber davor hat mich noch ein Mädchen angesprochen und gefragt, ob wir nicht Freunde werden können (süß!) Nach dem Sportunterricht habe ich mich dann mehr mit ihr und ihrer Freundin unterhalten und wir haben beschlossen, zusammen zu essen. Dann ist noch der Junge, der vor mir sitzt und ein Mädchen aus der Parallelklasse dazugekommen. Mit diesen Leuten esse ich immer noch zusammen, und wir verstehen uns echt gut: Noa-chan, Noa-chan(ja sie heißen gleich😂), Sumomo-chan und Yota-kun. Am Mittwoch ist dann ein Tagesausflug nach Kobe, bei dem ich zusammen mit Sumomo und Noa Kobes Animate-store besuchen und essen werde.

Die letzte Woche bin ich dann zuerst mit meiner Gastschwester zu ihrem Klub gegangen (Englischclub),und danach haben wir uns Kendo angeschaut (weil ich das interessant fand) am nächsten Tag bin ich mit Noa-chan zum Drama-club gegangen, der jetzt nicht so mein Ding war… Mir war so oder so klar, dass ich einem Sportclub beitreten werde. Und letztendlich habe ich mich dann für Kendo (japanischer Schwertkampf) entschieden. Gestern bin ich dann das erste Mal hin, und habe zusammen mit einem Jungen, der auch beitreten wollte, die Grundtechniken gelernt. Alle sind super nett, aber ich stelle mich gefühlt echt blöd an. Bei Traningsbeginn- und Ende muss man ein bestimmtes „Ritual“ absolvieren (Verbeugen, Meditieren usw.) An sich nicht so schwer, aber anscheinend habe ich mich die ganze Zeit falsch verbeugt. Gestern ist das wohl noch nicht aufgefallen, aber heute hat mich der Kendo-sensei die ganze Zeit dabei beobachtet, und alle fertig waren meinte er zu mir, ich soll mich nochmal verbeugen. Ich habe das dann – natürlich vor allen falsch gemacht. Man muss die Hände dabei zu einem Dreieck falten. Peinlich, peinlich…

Apropos peinlich, kommen wir mal zurück zu Fukao-sensei. Während der Eröffnungszeromie war er der Meinung, mich die ganze Zeit mit Sachen, die ich nicht wissen wollte, vollzuquatschen (und das in extrem schlechten Englisch, sowie nicht unbedingt leiser Lautstärke). Alle haben sich zu uns umgedreht, und das war mir extrem unangenehm, aber ihn hat es nicht gejuckt😂 Naja, soweit zu gut, aber mittlerweile kommt er immer in meinen Self-Study Einheiten in der Bibliothek (die ich während allen kommerziellen Fächern,welche ich nicht verstehe habe) um sich mit mir zu unterhalten. Auf Englisch. Ich verstehe sein Englisch viel schlechter als sein Japanisch, und ich antworte auch immer auf Japanisch, aber er redet immer weiter auf Englisch… mittlerweile sind unsere Gespräche relativ kurz geworden, aber letzte Woche hat er sich mal eine Stunde mit mir „unterhalten“, was daraus besteht, das er redet, und ich nicke und lächle😂 Tja, Fukao-sensei ist nicht unbedingt mein Lieblingslehrer.

So, und hier mal ein paar Unterschiede zwischen deutschen und japanischen Schulen:

-Japanischer Unterrichtsstoff ist – bis auf Englisch – viel anspruchsvoller. In Mathematik darf man keinen Taschenrechner benutzen, im Sportunterricht wir Akkord-fitness gemacht (Liegstütze, Situps, usw.) Und das für Mädchen und Jungen gleichermaßen! Ich weiß gar nicht, wie viele Mädchen ich kenne, die nicht mal einen einzigen Liegestütz hinbekommen

– Japanischer Unterricht ist sehr passiv. Der Lehrer redet, die Schüler schreiben. Es gibt Niemanden, der im Unterricht dazwischenredet, generell sind alle sehr diszipliniert. Wenn der Lehrer in den Raum kommt, stehen alle auf und Verbeugen sich, und wenn er geht, verbeugt man sich ebenfalls und bedankt sich für den Unterricht

– Schulclubs. Offiziell zwar keine Pflicht, inoffiziell aber Zwang. Je nach Club ist man dann auch erst sehr spät zu Hause (ich zum Glück „schon“ um 19 Uhr)

Also, da der Eintrag ziemlich lang geworden ist, またね!

Letze Tage – oder: was ich in den Frühlingsferien gemacht habe

Hallo, erstmal möchte ich mich bei allen Leuten entschuldigen, deren Nachrichten ich nicht beantworten konnte, oder denen ich leider nur sagen konnte, dass ich keine Zeit habe. Ich weiß, viele Leute aus Deutschland würden gerne wissen wie es mir geht, aber die Zeit vergeht hier soo schnell.

Also jedenfalls habe ich ja bei Mittwoch (?) von letzter Woche mit meiner Beschreibung aufgehört. Ich war am Donnerstag mit meiner Gastschwester alleine, und sie hat eine Freundin eingeladen. Wir haben uns dann zu dritt unterhalten, und nachdem sie gegangen ist sind meine Gastschwester (die große) und ich spazieren gegangen. Sie hat mir aus der „Gegend“ alles gezeigt, zum Beispiel einen Schrein, Tempel und den Sakuragawanishicho „Bahnhof“😂

Ja, aber der Schrein ist echt schön…

Am nächsten Tag bin ich mit meiner Gastmutter und meiner kleinen Gastschwester erst mal zum Rathaus gefahren, um mich registrieren zu lassen. Dort wurde ich wieder wie ein Alien angestarrt, aber man gewöhnt sich dran.

Danach sind wir zum berühmtesten Schrein (Tarobou-Schrein) und zum berühmtesten Tempel (Eigen-ji) meiner Ortschaft gefahren. Es war sehr schön, gerade da auch nur wenige Menschen da waren.

Am Samstag sind wir dann zum ersten Mal in meine Schule gefahren, um Abmessungen für die Schuluniform und weitere Dinge zu klären. Das Gebäude ist echt alt, von außen sah das immer so modern aus. Und meine Gastschwester hat mir gleich erklärt, dass es weder eine Klimaanlage, noch eine Heizung gibt😑

Empfangen wurden wir von Organisator für Austauschschüler (der eigentlich keine Arbeit hat, da nie welche da sind) und einer Englischlehrerin. Der besagte Organisator (Fukao-sensei) hat mich dann zusammen mit meiner Gastschwester und zwei ihrer Freundinnen durch die Schule geführt. Und ich, als Deutsche, fand es sehr gewöhnungsbedürftig, dass die Schule selbst in den Ferien voller Schüler ist (Klubaktivitäten). Beim Herumführen hat er die ganze Zeit nur Englisch gesprochen, was ich überhaupt nicht verstanden habe und mir nur dachte: bitte sprechen Sie Japanisch, das verstehe ich besser als ihr Englisch. Zwischendurch hat er sogar Deutsch gesprochen, was ich nicht mal mitbekommen habe, weil es so schlecht war. Meine Gastschwester hat mich dann gefragt, ob ich das überhaupt verstanden habe, und ich als ich Nein gesagt habe, hat sie mir (sich das Lachen unterdrückend) erzählt, dass Fukao-sensei mit ihrer Freundin (welche Halbbrasilianerin ist) auch immer Portugiesisch spricht, sie aber nichts versteht und ihn bloß annickt😂 Nach der Tour sind wir zurückgegangen für die Schuluniformabmessungen. Der Rock muss eine bestimmte Länge haben, und bei mir hat einfach die Längste verfügbare Länge nicht gereicht, und alle waren nur so „sugoi, kanojou no ashi wa urayamashii“

Ich habe dann noch eine Art „Plan“ für die ersten Schultage bekommen und: Yey, ich darf eine Rede vor der ganzen Schule halten. Auf Japanisch. Da freue ich mich schon…

Am Montag sind wir dann nach Arashiyama in Kyoto gefahren, und ich und meine beiden Gastschwestern sind im Kimono spazieren gegangen. Als Ausländer im Kimono bist du die Attraktion, alle machen Fotos von dir (ob mit oder ohne Erlaubnis, da sind Japaner echt nicht scheu)

Am Mittwoch sind wir dann meine Schuluniform abholen, und danach bin ich mit meiner Gastschwester und deren Freundin in ein Einkaufszentrum gefahren und wir haben Purikura gemacht:

Nächste Woche gehe ich dann in die Schule, wenn es soweit ist werde ich nochmal etwas berichten. Also dann, またね!

Erste Tage in Japan

皆さんこんにちは!

Heute möchte ich euch über meine ersten Tage in Japan berichten. Nachdem die letzte Woche ziemlich anstrengend war und ich kein Wlan hatte, bin ich nun endlich bei meiner Gastfamilie in der Shiga Präfektur. Am besten erzähle ich alles chronologisch:

Am 19. habe ich nach dem Flug von Berlin nach München die anderen ATS wiedergetroffen. Zusammen haben wir dann den 10 – stündigen Flug überstanden, auf dem es zum Glück ziemlich gutes Essen gab. Am Flughafen angekommen kam dann das erste Problem: Ich hatte für meinen Gastvater deutsches Bier mitgenommen, und unsere Flugbegleitung sagte, ich darf das nicht einführen weil ich noch unter 20 Jahre alt bin. Zum Glück hat sich das dann aber nach einem Gespräch mit dem Zollpersonal geklärt. Außerdem habe ich meine „Residence Card“, eine Art japanischen Personalausweis bekommen. Wir wurden dann auch gleich von einem YFU Ehrenamtlichen abgeholt, der ein Jahr in Deutschland verbracht hat. Leider hat man im Bus nicht viel von Tokyo gesehen, also konnte ich keine Bilder machen. Bei der Jugendherberge angekommen, wurde uns nach dem Check-In auch der Plan mitgeteilt, der eigentlich bloß aus Vorträgen, Pausen, Mahlzeiten, Japanischunterricht und der „Farwell Party“ bestand.

Auf dieser musste dann jedes Land sich vorstellen, aber möglichst nur so interessante Dinge wie Lieder, Tänze usw. Wir Deutsche haben uns dann erstmal eine ganze Weile (typisch deutsch) gestritten, bis unser Programm stand. Aber letztendlich war es doch ganz lustig.

Am letzten Tag sind wir (die Leute die mit den Shinkansen fahren mussten) dann erstmal nach Shinjuku Station gefahren, wo es (natürlich) extrem voll war. Ich war erleichtert, als wir endlich im Shinkansen saßen, denn das bedeutet Sitzen und Beinfreiheit. Nach Nagoya Station (als in Kyoto) waren wir nur noch zu dritt, und einer von uns musste nach Osaka weiterfahren. Vor dem Aussteigen war ich total aufgeregt, aber meine Gastfamilie stand mit einem Schild für mich da, so dass ich sie gleich sehen konnte. Ich habe mich mega gefreut, sie endlich zu treffen. Sie waren total nett und ich habe dann auch gleich die Area Rep von der aus Kyoto kennengelernt. Auf dem Rückweg haben wir dann noch am Biwa – See angehalten und Eis gegessen. Zuhause angekommen hat mir meine Gastmutter alles gezeigt und ich habe dann die Gastgeschenke übergeben. Mein Gastvater hat sich mega über das Bier gefreut😊

Am selben Tag sind wir dann nochmal für das Abendbrot einkaufen gegangen, welches Maki-Sushi war. Meine Gastmutter hat mir gezeigt wie man es richtig macht. Man rollt es nämlich erst am Tisch, und packt sich Reis und was man sonst noch essen möchte rein. Es war echt lecker!

Gestern sind wir dann erstmal Schuhe für meine kleine. Gastschwester kaufen gefahren. Ich habe dann mit meiner großen Gastschwester ein Gamecenter erkundet und wir haben ein Spiel ausprobiert, bei dem man bekannte Songs mit einer japanischen Trommel nachspielt. Ich habe es zuerst nicht verstanden, aber es war echt lustig.

Nachdem wir in einem Family – Restaurant essen waren, sind wir typisch japanisch Erdbeeren pflücken gegangen. Man bezahlt in Voraus und bekommt ein Tablett mit Sahne und eine Schere. Dann schneidet man sich die Beeren ab und isst sie gleich da.

Am Abend sind wir in einem Restaurant (dessen Namen ich vergessen habe😂) essen gegangen. Man zieht am Eingang seine Schuhe aus und setzt sich dann auf ein Kissen am Boden. Dann werden die Speisen nacheinander gebracht und man teilt sie mit den anderen. Ich habe dort auch zum ersten Mal in meinem Leben Oktopus gegessen, was gar nicht mal so schlimm war.

Heute gehen meine Gastmutter und ich zum Rathaus um mich registrieren zu lassen und danach gehen wir wahrscheinlich eine Simkarte kaufen.

Zum Japanisch: Meine Familie spricht nur sehr wenig Englisch, deshalb ist es größtenteils Japanisch mit Zeichensprache. Deshalb können wir noch nicht wirklich viel reden, die Kommunikation läuft eher über Gestik. Aber das wird schon noch (hoffentlich)

Und schon auf der Orientation sind mir die ersten kulturellen Unterschieden aufgefallen:

-Japanische Toiletten. Entweder High-Tech oder altmodisch

-Das Essen. Morgens, Mittags und Abends Reis mit Misosuppe und Beilagen, die beim Frühstück teilweise aus Pommes und Fleischbällchen bestanden

– Die Bäder. Es gab nur japanische Gemeinschaftsbäder, das heißt man geht zusammen rein, wäscht sich erst und geht dann ins heiße Wasser

– Japanische Wasserhähne gehen teilweise nach unten auf

– Die Betten werden anders bezogen. Man wird quasi von 2 Laken umhüllt

– Es gibt überall Automaten

– Man wird als Ausländer teilweise schamlos angestarrt, und alle reden über dich

– Japaner sind einfach viel leiser. Egal wie viele sie sind, 2 Deutsche sind immer lauter

Zu den Bildern:

Das erste Bild ist der Ausblick auf den Biwa – See. Das zweite Bild zeigt Mount Fuji von Shinkansen aus. Das dritte Bild ist ein Teehaus in Tokyo während der Kirschblüte (es ist gerade Kirschblütenzeit). Das vierte Bild ist das Gruppenfoto von der Orientation. Das fünfte Bild zeigt mich vor einem Kirschbaum und das letzte sind japanische Nudeln (Udon)

Das war es erstmal für heute, also dann, またね!